Nach dem Frühstück ging es los. Kurz noch bei einem Gemischtwarenladen vorbei und siehe da, die hatten neben Obst und Gemüse auch Lucky Strike im Angebot. Lücky, wie der Franzose sagt. Sind schon niedlich.

Aufbruch heute Morgen dann bei nasskaltem und nebligem Wetter. Wenigstens hat es nicht geregnet. Die Tour war kurz (8 KM), dafür ging es den ganzen Weg steil bergauf. Die Pyrenäen sind wunderschön und erinnern mich ein wenig an das Allgäu. Ich bin froh, dass ich einen Zwischenstopp eingelegt habe und nicht die komplette Strecke bis Roncesvalles gelaufen bin. Das hiesse nochmal 600 Höhenmeter und 17 KM insgesamt. Morgen ist auch noch ein Tag. Heute übernachte ich auf 800 Höhenmeter in einen unbeheizten 10 Mann/Frau-Schlafraum. Die Herberge erinnert an eine österreichische Berghütte. Dies gilt auch für die Preise. Dann werde ich mal Apres Hiking ausprobieren.

Grandios. Anfangseuphorie pur. Wunderschöne Strecke. Ich war mehr oder weniger die ganze Zeit allein unterwegs. Die Herberge ist dennoch ausgebucht. Die haben bestimmt eine Abkürzung genommen. Der Weg war unglaublich steil und ich habe meine Sünden auch schon nach den ersten Kilometern bereut. Hätte es im Prinzip da schon gut sein lassen und einfach umdrehen können. Über mir kreisten viele Raubvögel auf der Suche nach Beute. Man hätte meinen können, es wären Geier, die denken: „Schau mal da, der macht es auch nicht mehr lang.“. Ich habe es dann doch irgendwie geschafft und genossen auch wenn es neblig war und man die versprochenen Aussichten eher erahnen als sehen konnte. Egal, grüne Berge im unterschiedlichen Lichtspiel, tolle Strecke und ab und zu kam auch mal die Sonne raus. Das war schon mal ein toller Start.

Die vielen unkomplizierten Pilgerbekannschafen. Am Tisch ist ein Australier, ein Kroate, eine Deutsche und zwei Brasilianer, die sich gleich für das 7:1 von 2014 entschuldigt haben. Die Deutsche kommt aus Hamburg Bergedorf. Die Welt ist klein.

Nachtrag: Nach dem Abendessen hat sich jeder vorgestellt, woher er kommt und was seine Motivation für den Camino ist. Von der toten Großmutter in der Urne, über den toten Hund bis einfach mal schauen war alles dabei. Die kommen von überall. USA, Canada, Hong Kong, Puerto Rico, England, Dänemark, Brasilien, Kroatien, Frankreich, Deutschland, Korea und Australien. Ist schon wundervoll international hier.

Man erkennt die Schönheit, auch wenn man sie nicht immer sieht.

Anschied aus Saint-Jean-Pied-de-Port. Etappe über die Pyrenäen. Puls bei 175. Maximalpuls liegt ja bei 220-Lebensalter. Wusste doch, dass ich jünger bin. Abendessen mit den anderen Pilgern und ne Flasche Wein. Das Leben ist schön.