Der einzige Schritt, der zählt, ist Dein nächster.

05.Mai:Countdown läuft


Etappe, Wetter, Land und Leute

Ich verbringe noch ein Tag in Saint-Jean-Pied-de-Port bevor es morgen endlich losgeht. Dennoch gutes Timing, heute zog hier ein heftiges Unwetter rüber mit Blitz, Donner, Hagel und was eben dazu gehört. Hätte ich das am ersten Tag in den Bergen gehabt. Eher uncool. Von daher bin ich auf der einen Seite froh, dass ich erst morgen starte, auf der anderen Seite soll es jetzt endlich losgehen.

Stimmung

Ich bin ein wenig ungeduldig. Ich möchte wissen, wie sich die Pilgerschaft und der Weg anfühlt. Obwohl, einen kleinen Vorgeschmack habe ich heute bei der offiziellen Anmeldung im überfüllten Pilgerbüro erhalten. Jeder Pilger braucht einen Pilgerausweis, den Credencial Del Peregrino. Ohne diesen gibt es keinen Zugritt zu Herbergen. Außerdem muss man sich diesen jeden Tag abstempeln lassen, die letzten 100 KM vor Santiago sogar zweimal am Tag, um am Ziel die Compostella zu bekommen und somit auch den Sündenerlass. Also, wenn ich es nicht verschussel, mir jeden Tag einen Stempel geben zu lassen, bin ich vielleicht doch noch zu retten. Also, erstmal vor der Schlange im Pilgerbüro einreihen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich in einen kleinen Raum mit 5 Schreibtischen, dahinter meist freundliche Ehrenamtliche, die den Pilgerausweis ausstellen und allerhand Tipps mit auf dem Weg geben. An den Tischen waren Schilder für die unterschiedlichen Sprachen aufgestellt: Francais, Espagnol, Anglais. Allemand fehlte. Egal, hab mich eh an den ersten freien Platz gesetzt, weil ich nicht mehr warten wollte. Dort begrüßte mich Phillip, ein Mann in den 70zigern mit einem verschmitzten Lächeln. Er sagte mir, dass seine Frau aus Deutschland käme und er somit auch ein wenig deutsch spricht. Glück muss man haben. Er hat mir viele Tipps mit auf den Weg gegeben. „Die Stempel gibt es übrigens in jeder Bar“, wieder mit einem Augenzwinkern. Außerdem sei ich jetzt kein Deutscher mehr, sondern fortan ein Pilger, quasi staatenlos aber mit einer Mission. Mein Pilgerstart hat er mit seiner freundlichen Art zu einem Erlebnis gemacht. Danke, Phillip.
Und dass ich als Pilger auch erkannt werde, gehört natürlich auch die Muschel dazu (siehe Foto)

Erlebnis des Tages

Der Moment, als ich realisierte, dass es in diesem Dorf nicht ein Tabakgeschäft gibt und ich keine Zigaretten mehr hatte.

Erkenntnis des Tages

Ich zitiere mal aus diversen Reiseberichten anderer Pilger: „Der Weg gibt dir, was Du brauchst, nicht was Du Dir wünscht“. Okay, aber doch nicht so. Bekomme habe ich nicht was ich wollte, nämlich rauchen, sondern eher was ich brauche, nämlich nicht rauchen. War wohl ein Zeichen.

Fotos des Tages

Ich im überfüllten Pilgerbüro sowie den Pilgerausweis und das sichtliche Symbol der Pilger, die Muschel. Danach wieder eins dieser kargen Pilgermenüs.

4 Antworten

  1. Avatar von Jürgen Reich
    Jürgen Reich

    Na düs mal los. Wettertechnisch sieht das laut Karte morgen und übermorgen mehr nach Regen aus. Also von daher würde die Zigarette auch nicht schmecken. Bin mal gespannt, wie Du die ersten Schritte überstehst.

  2. Vertraue darauf, es ist so: der Weg gibt dir, was du brauchst!!! Und hinsichtlich der Stempel: klar, bekommst du in jeder Kirche, aber auch in den Unterkünften und in den Bars 😘

    1. In den Bars soll es die besten Stempel geben, erzählt man sich

  3. Auf geht’s Wanderbursche.
    Frohen Mutes und ran an die buletten, wie der Berliner so sagt.

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