Kuschelige 5 Grad beim heutigen Auf bruch um 9.00 Uhr. Es ging von 900 Höhenmeter auf ca. 1200. Die ersten Kilometer steil bergauf, danach weiter nach oben, aber nicht mehr so steil. Mit jedem Meter höher wird es kälter und der Weg ist schlammig und aufgeweicht durch die Regenfälle der letzten Tage. Insgesamt heute nur 13 Km von dem einzig und wahrhaftigen Villafranca nach San Juan de Ortega war geplant. Dort hat es mir nicht so gefallen, also bin ich weitergezogen bis nach Atapuerca und habe somit heute doch meine 20 KM auf der Uhr.

Es war wieder ein toller Tag durch beeindruckende Landschaften und kleine, niedliche Dörfer. Gestern gab es ein leckeres Pilgermenü mit Arturo. Einem Spanier, der in Duisburg aufgewachsen ist und nun im Schwabenland wohnt sowie Matthias, der mit dem Fahrrad unterwegs ist und eigentlich weiter nach Sevilla möchte. Im Laufe des Abends konnten wir ihn überzeugen, das Wandern die bessere Art zu Reisen ist, wenn man genießen will. Fahrrad ist einfach zu schnell. Er will es nächstes Jahr ausprobieren. Heute Morgen dann ein kleines Frühstück mit Matthias bevor es zu den steilen Aufstieg ging. Unterwegs eine kleine Pause. Im Anmarsch eine 20köpfige, geführte, lautstarke Wandergruppe aus dem Schwabenland angerauscht. Bin sofort und gar nicht mehr so entschleunigt aufgebrochen. Wollte meine Ruhe. Nach kurzer Zeit stand am Wegesrand ein Stand mit heißem Kaffe, Bananen, Äpfel. Wurde kostenlos angeboten, dahinter ein lebensfroher Spanier, der jeden gefragt hat woher er kommt und sie zumindest in ihrer Landessprache begrüßen konnte. Hab ihn gefragt, wie er heißt. „Angel“, sagte er. Hätte mir die Engel auf dem Jakobsweg anders vorgestellt. Na ja, Gottes Wege sind bekanntlich unergründlich (Foto mit der Clownnase). Einer Kroatin blickte er tief in die Augen:“ My dear, walk trough the forrest, listen to the birds and everything will be okay for you. You are a wonderfull woman.“. „ How many times have you said this today“, will die Kroatin wissen. „In this moment only to you.“. Von dem kann man noch was lernen😉. Mist, jetzt ist die schwäbische Wandergruppe an mir vorbeigezogen und es hat mich 3 nicht entschleunigte Kilometer gekostet sie wieder hinter mir zu lassen. Endlich Ruhe! Kann auch wieder den birds listen. Mache besser keine Pause mehr, um den schwäbischen Volksaufmarsch zu entkommen. Beim heutigen geplanten Etappenziel laufe ich noch zwei Dörfer weiter. Macht mir Spaß heute und das Schienbein hält auch noch durch. Ich suche mir eine Herberge, die beste bisher. Super freundlich, super gemütlich und sogar ein Kamin lodert in der Ecke. Sitze grad mit Michael aus Nebraska, Stephan aus Frankreich, Ilen aus Dänemark und Aurora aus Belgien davor und lassen den Tag Revue passieren. Schöner Ausklang für heute.

Angel hat mit seiner aufrichtigen und lustigen Art den Weg ein wenig bunter gemacht. Und sein Bild: The way is in you.

Wieder mal die Erkenntnis, dass ein wenig Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Offenheit nichts kostet und doch so viel geben kann.