Etappe, Wetter, Land und Leute
Gute Entscheidung gestern ein wenig mehr zu wandern. So habe ich heute nur die letzen 10 KM von Lavacolla nach Santiago de Compostela vor mir. Und ich werde jeden einzelnen Meter davon genießen. Ein großes Dankeschön an das Wetter. Nach 5 Regentagen scheint heute die Sonne, blauer Himmel und 25 Grad. Alles ist perfekt für den Zieleinlauf!
Stimmung
Ich bin früh schlafen gegangen, da ich für den nächsten Tag fit sein wollte. Bequemes Bett, ruhig und ich war eigentlich totmüde nach 31 KM. Konnte dennoch erst um 1.00 Uhr einschlafen und bin um 7.30 Uhr aufgewacht. Da war ich wohl doch ein wenig aufgeregt. Ich wollte die letzten Kilometer für mich haben und sie so laufen, wie ich begonnen habe. Für mich und ohne Frühstück, obwohl die hier ein echt leckeres Frühstücksbufet haben. Um 9.00 Uhr dann gestartet, keine Pilgermassen. Klasse. Die 10 KM vergehen wie im Flug. Ich denke dabei an die letzten Wochen. Meine Fahrt im Zug nach Paris, die Ankunft in Saint Jean Pied de Port, die ersten echt anstrengenden Etappen über die Pyränen, Pamblona, Estella, mein Geburtstag, Burgos, die Meseta, Leon, die Königsetappe. Die Vorfreude, Anfangseuphorie und wie sie auf einmal weg war, die Anstrengungen und Schmerzen, die täglich erneute Motivation und den Kampf nicht einfach im Bett liegen zu bleiben, die tollen kleinen und großen Erlebnisse, die wunderbaren Menschen, die ich getroffen habe. Nils, meine kleine dänische Kreissäge, Donna, Lucy, Nancy, Steffen Patric, Tana, Raul, Jennifer, Simon, Luca, Dan, Ramon,Chaunnie, Terry und viele, viele andere. Die Faszination des Weges und den speziellen Geist des Camino selbst erfahren zu dürfen. Ich habe jeden Tag was gelernt, vorallem über mich. Jeder Tag war und ist ein Geschenk. Dafür bin ich unendlich dankbar. Der Einlauf in Santiago ist dann auch entsprechend emotional. Zu viel ist in den letzten Wochen passiert, als dass es sich nicht den Weg nach außen bahnt. Man sagt, jeder bekommt den Empfang in Santiago, den er verdient. Für mich war es großartig und sehr emotional. Die Sonne scheint. Ich gehe durch das Santiagotor zum Platz vor der Kathedrale und bin offiziell kein Pilger mehr. Es spielt jemand einen Duddelsack. Ich empfinde unendliche Dankbarkeit, Erleichterung und Stolz. Ich kämpfe mit meinen Tränen in den Augen, verliere aber, kann und möchte sie nicht zurückhalten. So schön ist dieser Moment. Ich genieße jeden einzelnen Augenblick und bin überwältigt von diesem Gefühl und der Atmosphäre. Ich schaue mich um. Viele Pilgern ergeht es ähnlich wie mir. Einige feiern lautstark, einige sind in sich gekehrt, alle haben den gleiche Gesichtsausdruck voller Stolz und Dankbarkeit. Ich bleibe noch lange auf dem Platz. Es ist einfach zu schön. Nach und nach treffen auch die anderen Pilger ein, die mich begleitet haben. Bart aus Belgien, Beth aus Kalifornien, die drei Chilenen, Terry aus Australien, der mit seinen 67 Jahren schon 50 KM vor dem Ziel aufgeben wollte, weil sein Knie auf die doppelte Größe angeschwollen war, sich aber durchgebissen hat und Chaunnie, der kleine harte Ire, der bei seiner Ankunft ebenfalls die Tränen nicht aufhalten kann. Es ist herrlich die anderen zu beobachten und das gemeinsame Gefühl, es geschafft zu haben, mit ihnen zu teilen. Könnte noch ewig hier verweilen, schließlich reißen wir uns nach mehrere Stunden los und holen uns unsere Compostela ab, die mir nun offiziell bescheinigt von allen Sünden befreit zu sein. Und da ich jetzt ja wieder ein wenig Spielraum auf meinem Sündenkonto habe, gehen wir alle heute kräftig feiern. Ich hätte mir keinen besseren Empfang in Santiago vorstellen können. Tolles Wetter, einzigartige Atmosphäre, grandiose Gefühle. Ich hatte sowohl mein Augenblick für mich und konnte das Erlebnis auch mit allen anderen teilen, die ich kennenlernen durfte. Diesen wundervollen Tag werde ich mein Leben lang nicht vergessen!
Erlebnis des Tages
Dieses einzigartige Gefühl von Dankbarkeit und Stolz als ich auf den Platz und somit dem offiziellen Ziel der Pilgerreise angekommen bin. Unbeschreiblich.
Erkenntnis des Tages
Genieße den Augenblick. Schon oft gehört, aber nie richtig verstanden und gelebt. Jetzt weiß ich, was es wirklich bedeutet.
Fotos des Tages










































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