Etappe, Wetter, Land und Leute
Nieselregen, starker Regen, Nieselregen und auch mal Sonne. Komme mir vor wie im April in Deutschland. Heute war nur ein halber Wandertag, der über 15 KM von Palas de Rei nach Melide führte. Melide ist eine eher nicht so schöne, mittelgroße Stadt. Der Verkehrskreisel bildet dann auch das Zentrum. Gut, dass ich meine heutige Unterkunft in der Nähe des Zentrums gewählt habe. Nach zwei Tagen in der Albergue habe ich heute mal wieder ein Zimmer für mich…mit Blick auf das Zentrum.
Stimmung
Entspannt. Vorfreude auf Santiago und ein wenig Wehmut, dass das schon das Ende sein soll. Denke, es geht noch weiter nach Finesterre, dem Ende der Welt, also an den Atlantik. Das sind dann nochmal knapp 100 KM und ich habe meinen alten Camino wieder. Im Zimmer schlief ich mit 3 Spanier, zwei Männer und eine Frau. Die beide Männer liefen gemeinsam. Einer war allerdings schon früher in der Herberge und ich fragte ihn, warum er nicht das untere, freie Bett nimmt. „My friend is coming. When you see him, you’ll know why. He“s a little bit oversized.“. Wir mussten beide lachen. Ich glaube, ich weiß, wen er meint. Ich sah ihn auf dem Weg. Er sah aus wie das Leiden Christi, schwer auf sein Wanderstock gestützt und mit ca 1 Km/h unterwegs. Ich fragte mich, ob der wohl jemals ankommt. Kam er aber. Ich stand gerade vor der Herberge als er noch 20 Treppenstufen zu bewältigen hatte. Ein einziges Stöhnen. Wenn ich kein Mitleid mit ihm gehabt hätte, würde ich den Anblick wohl komisch finden. Im Zimmer schaut mich sein Kollege wieder an, macht eine „Time out-Bewegung“ mit der Hand und wir schmunzeln wieder. Bin heute um 9.00 Uhr gestartet mit den Schulklassen. Muss morgen entweder spät oder früh anfangen, um dem zu entkommen. Nach 5 KM ging der Nieselregen in Starkregen über und ich in die nächste Bar. Erstmal frühstücken. Hört bestimmt bald auf, tat es aber nicht. Nach einer Stunde bin ich dann halt los. Was soll“s. Hab ja ne halbdichte Regenjacke. Auf dem Weg treffe ich Liane aus den Niederlanden wieder. Sie sprach mich gestern auf dem Weg an. I know you from the albergue“. Konnte sie erst nicht zuordnen und meine Wiedersehensfreude fiel daher etwas spärlicher aus. „Yesterday“, sagte sie. Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein. „That was my first night in an albergue“. „Achso“, denke ich. Im Nachhinein denke ich, dass ich mir die Arroganz als „Altpilger“ nicht so gut steht und entscheide mich morgen für eine andere Sichtweise. Nach einer weiteren Stunde Pause, hab ja Zeit, treffe ich den spanischen, schmerzgeplagten Kollege von gestern wieder wie er sich ein Taxi bestellt. Kann mir ein Schmunzeln dennoch nicht verkneifen😉. Heute probierte ich zum ersten Mal den berühmten, galizischen Pulpo. War zwar gut, kann mich mit der Konsistenz jedoch nicht so recht anfreunden. Man muss ja mal alles ausprobiert haben.
Erlebnis des Tages
Regen und noch mehr Regen. Kann dennoch Spaß machen. Kommt immer auf die Einstellung drauf an.
Erkenntnis des Tages
Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Die hatte ich mit meiner Regenjacke, die ihren Namen nicht wirklich verdient. Und ohne Regen kein grünen Wälder. Irgendwas ist ja immer.
Fotos des Tages
















Schreibe einen Kommentar zu Jürgen Reich Antworten abbrechen