Etappe, Wetter, Land und Leute
Es ist bewölkt und ab und zu kommt ein Schauer runter, später auch ein heftiges Gewitter. Das ganze bei 17 Grad. Heute führte der Weg wieder zurück nach Los Arcos und dann wieder nach Logrono mit dem Bus. Schließlich dann per pedes in das kleine Weindorf Navarrete.
Stimmung
Gestern war das Abschiedsessen. Nils sagte, er kenne einen hervorragendes, arabisches Restaurant um die Ecke. Dies ist schon sein zweiter Camino. Arabisch hört sich gut an, dachte ich. Hätte Lust auf Köfte und Salat. Er führte uns dann zu einem Dönerladen und es gab ein Kepab mit Pommes. Na ja, das kulinarische Verständnis ist halt unterschiedlich😉. Danach gab es einen emotionalen Abschied, da die anderen weiterziehen wollten und ich mir einen Tag Pause gönnen wollte, dachte ich.
10 Stunden geschlafen. Herrlich, obwohl meine Stimmung ein wenig gedämft ist in dem Wissen, dass die anderen ohne mich weiterziehen. Es war ein sehr emotionaler Abschied mit gant vielen „Huges“ und dem ehrlichen Angebot, dass wir uns jederzeit besuchen, sollte mal jemand zufällig in Kanada, Dänemark oder Deutschland sein. Es ist schon unglaublich, wie schnell man Vertrauen und eine Bindung zu Menschen aufbaut, die man nur kurz kennenlernen durfte. Ich werde euch vermissen. Donna, ein toller Mensch, die mir beim Zuprosten immer tief in die Augen blickte, als ich sie darüber aufgeklärt habe, welches Risiko die Deutschen reininterpretieren, wenn man es nicht macht. Nancy, die alles für uns übersetzen konnte, sogar koreanisch und ein breiteres Englisch spricht, als ich es je von einem Südstaatler gehört habe (sie ist Deutsche). Steffen, ein ganz ruhiger Mensch, der stets im Hintergrund alles organisiert hat und wunderbar Gitarre spielt. Dein Solo mit Gesang:“Freude schöner Götterfunken“ hat mich in den Bann gezogen. Danke für diesen MOMENT. Luci, eine junge, sehr ausgeglichene, intelligente Frau, die ihren Weg machen wird. Ich wünsche dir nur das Beste für deinen Start als Lehrerin. And last but not least meine kleine, dänische Kreissäge. Ich werde unsere Gespräche vermissen, allerdings nicht den einseitigen Kreissägenmonolg in der Nacht. Ihr seid eine bunt zusammengewürfelte, geile Truppe aus allen herren Länder. Und ich vermisse euch jetzt schon, aber meine Freiheit und Flexibilität sind mir wichtiger. Thx so much for my wonderful birthday. I hope we will see eachother again in Santiago!!!!!! Heute Morgen habe ich festgestellt, dass ich meine Aufladkabel in Los Arcos vergessen habe. Na toll. Wenigstens gibt es hier einen Media Markt, der hat aber sicherlich kein Kabel für meine Garmin Uhr. Dann also wieder zurück, hab ja Zeit. Google navigierte mich zur Busstation, dachte ich. Weit und breit keine Busstation zu sehen. Google ist den Camino anscheinend auch noch nicht gelaufen. Ich muss wohl sehr hilflos gewirkt haben, da mich sofort zwei Spanier ansprachen, ob ich Hilfe bräuchte. Ja, sehr gern sogar. Sehr freundliche Menschen, die Spanier. Sie zeigten mir dann den richtigen Weg. Also Ticket gekauft, um 13.00 Uhr los, 13.35 Uhr angekommen, Dafür habe ich gestern über 8 Stunden gebraucht. Kabel geholt (hatte vorher in der Herberge angerufen) und um 14.50 Uhr wieder zurück nach Logrono. Während ich auf den Bus wartete blieb noch Zeit für ein Mittag und ich konnte mein Handy in der Bar wieder aufladen. Was man nicht im Kopf hat… Was hätte ich auch sonst mit meinem freien Tag anstellen sollen? Passiert mir nicht nochmal. Noch eine Nacht werde ich nicht in Logrono verbringen. So schön ist die Stadt nicht. Ich laufe heute nur 13 Km nach Navarrete, da ich erst um 16.00 Uhr starten kann. Damit das ein wenig schneller geht, habe ich dem Drecksack eine Radikaldiät verpasst. Heute Morgen habe ich nochmal alle Sachen auf dem Prüfstand gestellt und nur das behalten, was ich wirklich brauche. Den Rest habe ich heute morgen nach Hause geschickt. Für 30 EUR Porto ein Schnapper. Hätte die Sachen auch einfach da lassen können, wäre nicht teurer gewesen. Egal, der Drecksack wiegt jetzt 1,6 Kg weniger. Erstaunlich und trägt sich viel befreiter. 13 KM mach Navarette ist doch mittlerweile ein Katzensprung, dachte ich. Die ersten Kilometern gingen flott, dann erwischte mich im den Weinbergen ein heftiges Gewittern. Es krachte direkt über mir so heftig, dass ich zusammenzuckte und lieber Schutz am Wegesrand suchte. Es schüttete wie aus Eimern bis der Regen in Hagel überging. Ich musste feststellen, dass meine regendichte Jacke nicht so regendicht ist wie der Preis es vermuten liesse. Ich war klitschnass bis auf die Unterhose bis die Sonne sich wieder etwas blicken ließ und ich weiter konnte. Ich musste feststellen, dass ich den Drecksack auf einen Lehmhaufen deponiert habe, also erstmal Schlamm abklopfen, obwohl er es nicht verdient hat. Hatte noch Lehmreste an der Hand. Hmh, Lehm roch in meiner Erinnerung nicht so streng. Oh Nö. Zum Glück hatte ich noch Feuchttücher dabei, die der Radikaldiät nicht zum Opfer gefallen sind. Na wenigstens habe ich trockene Füße, dachte ich. In einer Senkkuhle hat sich das Wasser knöcheltief gestaucht und links oder rechts war kein Vorbeikommen. Na denn halt mitten durch. Gorotex hilft übrigens nicht gegen Nässe, wenn man knöcheltief in der Brühe steht. So ging es dann Pitsche, Patsche die letzten Kilometer nach Navareette. Läuft heute😂💪. Angekommen, brauchte ich noch eine Unterkunft. Ich wollte nur eine warme Dusche und ging ins erstbeste Hostel. Nein, ein Bett hätten sie nicht, nur ein Zimmer für EUR 30. Wie geil. „Ja nehme ich. Konnte es gar nicht schnell genug aussprechen. Sehr schönes Zimmer in einem dieser typischen, mittelalterlichen Dörfer mit einer überdimensionalen Kirche direkt gegenüber. Sehr schön, wenn die nicht alle Augenblicke bimmeln würde. Direkt gegenüber ist eine Tapas Bar. Das Essen ist zum Miederknien. Habe mir eine heiße Knoblauchsupoe bestellt. Schlaf ja allein. Hier hole ich jetzt meinen Ruhetag nach. Die Schuhe werden bis morgen eh nicht trocken. Ende gut, alles gut.
Erlebnis des Tages
Der emotionale Abschied.
Erkenntnis des Tages
Bleib Dir treu, auch wenn es weh tut.
Fotos des Tages









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