Etappe, Wetter, Land und Leute
Blauer Himmel, Sonnenschein und 25 Grad. Bestes Wanderwetter. Und der Weg stand dem in nichts nach. Abwechslungsreich und wunderschön. Das Streckenprofil ist einfach erklärt. Erst 13 KM rauf und insgesamt 400 Höhenmeter und dann 13 Km runter. Es ging mitten durch Weizenfeldern mit einem endlosen Horizont, über Hügel und durch Täler von Pamblona nach Puerte La Reina in 8 Stunden. Highlight war der Aufstieg auf den Alto del Perdon mit den berühmten Skulpturen der Pilger. In Puente dem Reina vereinigen sich die europäischen Jakobswege und führen nunmehr als ein Weg nach Santiago.
Stimmung
Hochstimmung pur. Gestern noch die Altstadt von Pamblona besichtigt. Es reiht sich eine Bar an die andere und das Leben pulsiert. Wenn ich nur nicht so müde gewesen wäre. Um 22.00 Uhr ins Bett in einer äußerst spartanischen Herberge, dafür zentral und für EUR 11 darf man auch nicht meckern. Trotz Müdigkeit war an Schlaf aufgrund der geräuschvollen Hintergrundkulisse erstmal wieder nicht zu denken. Um 1.00 Uhr fand ich dann in den Schlaf. 2 volle Stunden bis mich wieder die bereits erwähnten Hintergrundgeräusche lauthals abermals weckten. Der fehlende Luxus in den Herbergen macht mit nichts aus, wenn ich dann bloß schlafen könnte. Lag dann wach und wollte mir das Kapitel von Harpe Kerkeling für die heutige Strecke anhören, um festzustellen, dass er aufgrund der Anstrengung die nächsten 3 Abschnitte mit dem Zug zurücklegt hatte. Um 4.30 Uhr bin ich aufgestanden und wurde zum Nightrunner. Durch die noch schlafende Stadt Pamblona hinein in die Weizenfelder bei Sonnenaufgang. Unbeschreiblich schön. Erst jedoch bin ich einfach einem anderen Pilger in Pamplona hinterhergelaufen, um dann festzustellen, dass er entweder einen anderen Weg nimmt oder sich verlaufen hat. Also wieder zurück. Dann riefen mir 3 Koreaner von der Straßenseite gegenüber zu:“ You Are wrong. This is the way to Santiago.“ Also hatte der erste Pilger doch recht. Abermals zurück, um dann erneut festzustellen, dass sich auch die Koreaner geirrt haben. Wieder zurück. Oh man, hab einen Drehwurm. Bin dann noch ein Stück mit Ihnen gegangen und siehe da. Es war der Korraner mit den Bambusstäben. Er versicherte mir, dass sie ihm gute Dienste leisten. Nur eben schon 10cm kürzer sind als beim Start. Na ja, dafür kostenlos. Frühstück gab es dann erst um 10.00 Uhr. Bicadillo mit Ei. Lecker. Wollte heute wieder allein laufen. Die anderen sehe ich später. Man kommt auch so mit vielen Pilgern in Kontakt. Das junge Pärchen aus Hamburg, die ihren gut bezahlten Job aufgeben und nun einfach mal den Camino laufen. Julia aus Bielefeld, die mich für einen Kirchenbesuch begeistern wollte. Es seien nur 4 KM Umweg. Ich überlege noch. Oder Claudia aus Österreich, die ihren ersten Tag auf dem Camino lief. Da konnte ich als alter Hase ja schon mit meinen umfangreichen Pilgererfahrungen glänzen. Jetzt sitze ich mit Nils, dem Dänen bei einem wohlverdienten Bier in der mittelalterlichen Altstadt von Puente la Reina. Er hat das Bett wieder neben mir. Werde morgen wohl wieder früh aufbrechen…. Und danach die Begegnung kurz vorm Ziel. Wollte noch ein Bicadillo essen. Dann kam ein Pilger rein. Die Nase so rot. Er hätte Rudolf Konkurrenz machen können. Bestellte erstmal 3 Schnäpse und war offensichtlich gut dabei. Ich hab mich mit den Einheimischen köstlich amüsiert. Sie konnten kein Englisch, ich kein spanisch. Wir wussten ja aber worüber wir lachen. Hab dann irgendwie verstanden, dass sie mich gefragt haben, woher ich denn komme. „Münster in Germany“, sagte ich. Aus dem Hintergrund:“Hey Digga, dann verstehst du mich ja. Ich lauf dir den Camino in 30 Tagen“. Die Pilger sind auch, was sie mal waren.
Erlebnis des Tages
Der Augenblick, als ich mich mit meinem Rucksack angefreundet habe. Zumindest sind wir jetzt beim Du. „Du fetter Drecksack.“. Ok, man wird merkwürdig, wenn man 8 Stunden allein läuft und mit seinem Rucksack spricht.
Erkenntnis des Tages
Vertraue dir selbst.
Zumindest, wenn man keinen Umweg laufen möchte.
Fotos des Tages


















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