Etappe, Wetter, Land und Leute
Die Sonne knallt wieder mit 30 Grad vom Himmel. Die Strecke führt zunächst wieder an der Landstrasse entlang, schließlich wieder querfeldein. Die Landschaft wird trockener und karger, jedoch schön. Der Weg führt vom tristen San Miquel del Camino nach Astorga. Der Etappenplanner hat 23 KM kalkuliert. Es wurden 27 KM, Weiß auch nicht warum, brauchte 7 Stunden.
Stimmung
Ich bin gestern zwar früh ins Bett, konnte jedoch nicht einschlafen. Zu warm. Wenn ich das Fenster öffnete, fuhren die LKW“s gefühlt durch mein Bett. Irgendwann hab“ ich dann ein Kompromiss gefunden. Fenster auf Kipp und Ohrstöpsel rein. Dann ging“s. Bin dann heute Morgen um 07.15 Uhr los. Ich hatte ja eine relativ kurze Strecke vor mir, dachte ich. Wollte nicht in der Hitze laufen und hatten wieder eine Herberge mit Pool reserviert und frühzeitig ankommen. Die ersten Kilometer gingen flott. Mit zunehmender Hitze beschwerlicher. Ich habe mir gestern das Kapitel von Harpe über diesen Strecke angehört. Er hat auf dieser Strecke Gott getroffen. Ist mir leider nicht passiert. Mein Körper und ich haben uns heute auf 23 KM eingestellt, die zusätzliche 4 KM ziehen sich dann bei 30 Grad hin. Dem Drecksack kann es egal sein, der wird ja königsgleich von einem Ort zum anderen getragen. Egal, freu mich auf den Pool und ein kühles Bier und das Essen soll auch gut sein. Endlich bei der Herberge angekommen, wurde mir mitgeteilt, dass ihnen leider ein Fehler unterlaufen sei. Sie wären ausgebucht, ich könne aber eine Notpritsche haben, wollte ich nicht. Ich habe erst mit dem Gedanken gespielt im Hotel Gaudi einzuchecken (dort war Harpe seiner Zeit). Der Preis war es mir dann doch nicht wert und außerdem will ich heute Gesellschaft. Fand dann eine andere Herberge. Die bieten leider kein Essen an und somit keine Möglichkeit des Austausches. Gehe dann halt zum Marktplatz, die Kathedrale schenke ich mir heute, die wollen schon wieder Eintritt. Auch auf dem Marktplatz kein Pilger weit und breit. Wo sind die alle? Entweder haben die alle aufgegeben oder springen gerade alle in ihren Pool und genießen anschließend ein gutes Essen. Ich rufe mal Raul an, der ist jedoch 20 KM hinter mir. Schade. Ich erhielt dann noch eine Nachricht von Jing. Sie ist nach 28 Tagen bereits in Santiago angekommen. Bin mir nicht sicher, ob das der Sinn des Camino ist, habe aber Respekt vor der sportlichen Leistung der kleinen Chinesin. Wahrscheinlich wären wir jetzt gleich auf, wenn sie noch ihre 20 Schlüpper mitgeschleppt hätte. Aber abgesehen davon habe ich heute die 500 KM geknackt und so summe ich heute vor mich hin: „But I would walk 500 miles.
And I would walk 500 more.
Just to be the man who walks a thousand miles…“
Nachtrag: Hab dich noch ein paar Amerikaner gefunden. War ein netter Abend. Gleich um 22.00 Uhr ist Bettruhe und hier sind immer noch 25 Grad. Morgen geht es in die Berge, dort ist es kühler
Erlebnis des Tages
Die Freude auf den Pool, die dann keine war.
Erkenntnis des Tages
Freud und Leid liegt manchmal eng beeinander.
Fotos des Tages













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