Etappe, Wetter, Land und Leute
Bei typischem, galizischem Nieselregen geht es heute über 24 KM von Triacastela nach Sarria. Am Ortsausgang weisen mich zwei Schilder daraufhin, dass ich 7Km einsparen könnte, das es eine Alternativroute gibt. Klar, wenn es die dann schon mal gibt, nehme ich sie auch. Sollte allerdings teuer erkauft werden. Der eine Weg führt um den Berg herum und der andere halt geradeaus bzw. steil über den Berg. Galizien strotzt nur so vor grünen Wiesen, moosbewachsene, riesige Eichen und es geht meist entlang einer alten Steinmauer, die vor Urzeiten angelegt wurde. Man hat jederzeit das Gefühl, Miraculix beim Mistelsuchen oder Obelix beim Wildschweinjagen anzutreffen, auch wenn das uneinnehmbare, gallische Dorf geographisch ein wenig östlicher zu verorten ist. Mystische Landschaft.
Stimmung
Ich hatte ein kleines Einzelzimmer und bin nach den gestrigen 5:1 guter Stimmung und halbwegs ausgeschlafen. Die mystische Landschaft ist schon beeindruckend, so ganz anders als die karge Meseta. Auf meinen Alternativweg gibt es die ersten 11 KM keine Bar zum Frühstücken. Zum Glück habe ich immer ein paar Nüsse als Notreserve. Laufen ohne Energie hatte ich schon und heute ist keine Eve mit einem Kitkat in Sicht. Hinter einer Kurve steht auf einmal ein reich gedeckter Tisch mit Obst, Brot, Marmelade, gekochten Eiern und alles for free. Cool. Geben ist seliger denn nehmen. Als ich mich setze, kommt eine freundliche Frau aus dem Haus und fragt mich, ob ich einen heißen Kaffe haben möchte. Möchte ich und bin dankbar für dieses unerwartete Geschenk. Ich bekomme sogar noch ein Stück selbstgebackenen Kuchen dazu und alles noch mit einer Blüte dekoriert. Nebenan ist ein Raum zum Meditieren, wenn man möchte. Ich fühle mich wohl an diesem Ort und lerne Simona aus Rumänien kennen und wie gehen die nächsten 5KM gemeinsam bevor uns unsere Wege trennen, da ich mir eine galizische Gemüsesuppe in der nächsten Bar bestelle und sie weiter möchte. Sarria gefällt mir gut, die galizische Küche sowieso. Angekommen lege ich mich erstmal für 2 Stunden hin. Bin doch wohl müder als ich gedacht habe. Danach schaue ich mir die Stadt an und lande in einer Bar, die Fussball zeigen. Ach ja, heute spielt ja Spanien. „Hey man“, sagt jemand mit keltischem Akzent. John aus Irland und Bart aus Belgien sind auch da. Wir schauen das Spiel. Dabei lerne ich Dan aus Kanada kennen, der nun in Madrid lebt. Er hat einen deutschen Pass, spricht aber kein Wort deutsch. Seine Großmutter ist in Berlin aufgewachsen und in den 30er ins Ausland geflohen. Er ist Englischlehrer und begleitet eine Schulklasse auf dem Weg nach Santiago. Später lerne ich noch Luke und Christopherus aus Italien kennen. Wir sind uns einig darüber, dass die Europawahl in die falsche Richtung lief. Empfinden uns als Europäer und sind uns sympathisch. Ich schaue mir ihnen das Italienspiel und er ist so nett das Spiel von 2006 nicht zu erwähnen. Dafür bin ich dann auch für Italien.
Erlebnis des Tages
Unverhofft einen reich gedeckten Tisch vorzufinden.
Erkenntnis des Tages
Geben ist seliger denn nehmen.
Fotos des Tages




















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