Gestern Abend kam ein ordentliches Gewitter runter. Das donnert immer so herrlich in den Bergen. Die Temperaturen haben sich dadurch auf 20 Grad abgekühlt und so soll es auch in den nächsten Tagen bleiben. Zum Wandern genau richtig. Ich habe mich dennoch gegen das heutige Wandern entschieden und bleibe einen weiteren Tag im ruhigen, wunderbaren Rabanal. Dadurch kann ich mich morgen ausgeruht zum höchsten Punkt des Jakobswegs (1500m) aufmachen, dem Cruz de Ferro. Die für viele Pilger die emotionalste Etappe des Weges.

Gestern nach der Kirche lernte ich Christine, oder Chris wie sie sich vorstellte, und ihren Mann Worek kennen. Beide sind natürlich Australier aus Victoria. Wir haben den ganzen Abend zusammen im Green Garden verbracht. Eine von Aussteiger betriebene Bar mit Sitzsofas. Dort gab es auch eine Unmenge von Katzen und Hunden, die die Sofas sichtlich ebenso wertschätzten. So sahen sie dann auch aus. Hab ein Stuhl bevorzugt. Für die beiden ist es schon der zweite Camino nach 20 Jahren. Jetzt sind sie in Rente, lassen es ruhig angehen und laufen nicht mehr als 10 KM Pro Tag. Bin zwar nicht in Rente, hört sich aber gut an. Dann wäre ich in 24 Tagen in Santiago. Der Green Garden hatte auch eine Unterkunft zu bieten. Eine aus Wellblech zusammengezimmerte Bude. Beide wohnen da für einen Tag und haben mir das Innere der Behausung gezeigt. Little Adventure. War ein sehr schöner Abend mit den beiden.

Ich bleibe noch einen Tag, ist halt so schön hier. Gute Entscheidung, zu der ich mich bei einem entspannten Café con lesche selbst zufrieden beglückwünsche. Tut mir, meinem Oberschenkel und der Wade gut. Ausgeschlafen musste ich um 10.00 Uhr mein kleines Refugio verlassen, leider konnte ich nicht verlängern und laut Booking.com ist alles in Rabanal ausgebucht. Bekomme heute morgen glücklicherweise eine WhatsApp von Alba, der Vermieterin:“Do you still need a room“. Jo, doe ich. „I have one with shared bathroom in another albergue“.“ „I take it and muchas grazias“. Cool. Die Herberge ist nur 70m weiter und sieht von außen toll aus. Zimmer für mich zum Ausruhen, gemeinsames Bad ist nach den Herbergserfahrung kein Ding. Bekam dann auch mein „Zimmer“, gemeinsam mit 30 anderen Pilgern in einem riesigen Schlafraum. Das bathroom besteht aus einem Klo und zwei Duschen, das ich mir mit 30 anderen share. Davor gibt es wenigstens eine Sitzbank, sollte es zu Wartezeiten kommen.😂. Die Etagenbetten sind dicht an dicht gestellt und somit eigentlich Doppeletagenbetten. „Say hello to your unknown bed neighbor“. Anstelle eines Lattenrostes liegt ein dicke Spannplatte drauf und die Matratzen sind dünn. Kostet dafür auch nur EUR 10. Man soll ja dankbar sein, oder so. Da werde ich ja fast neidisch auf die Bretterbude der Australier. Zum Ausgleich könne ich mir heute eine volle Stunde Ganzkörpermassage bei Bea. Und da ich nun im dritten, also dem spirituellen Part meiner Reise angelangt bin, hatte diese Massage auch eher ein esoterischen Touch mit Klangschalen und was so dazugehört. War angenehm. Lustig war der Einstieg, da Bea kein englisch spricht, hat sie in eine Übersetzungsapp gesprochen. Diese sagte dann zu mir:“ Entblöße dich und leg dich hin.“. Klang irgendwie komisch. Aber na gut, Hauptsache der Butterfly kann morgen wieder fliegen😉

Einfach die Seele baumeln lassen und sich eine Massage gönnen.

Lass uns und anderen öfter mal was gönnen, und wenn es „nur“ Zeit ist oder eben eine Massage.